OSTEOPATHIE – AM ZENTRUM FÜR TRADITIONELLE CHINESISCHE UND INTEGRATIVE MEDIZIN BERLIN

Bei dem Begriff „Osteopathie“ handelt es sich um eine Methode der manuellen Medizin. Sie wurde von dem US-amerikanischen Arzt Dr. Andrew Tailor Still (1828-1917) in der letzten Hälfte des vorletzten Jahrhunderts begründet. Dr. Still war zu seiner Zeit mit den Ergebnissen und der Arbeitsweise der zeitgenössischen Medizin nicht mehr zufrieden. Er war der Meinung, dass viele Medikamente und unnötige Operationen oft nur ein Ersatz waren für mangelnde Kenntnisse der Zusammenhänge menschlichen Lebens. Eine der wichtigsten Grundlagen des Lebens ist die Bewegung bzw. Beweglichkeit. Dr. Still schloss daraus, dass es wichtig ist, die Beweglichkeit des Organismus zu erhalten bzw. zu verbessern und so durch eine Optimierung der Durchblutung und des venös-lymphatischen Rücktransportes die Selbstheilungskräfte zu befreien.

Bei all seinen Patienten war es ihm möglich, zu ihren jeweiligen Erkrankungen passende Einschränkungen der Beweglichkeit der betroffenen Gewebe (z.B. Einschränkungen der Lungenbeweglichkeit bei Lungenentzündungen); aber auch reflektorisch bedingte Bewegungsverluste der Wirbelsäule zu ertasten, die er in der Therapie wieder zu mobilisieren versuchte. Er benutzte also „Os“, den Knochen, als Hebel gegen „Pathos“, die Leiden (= Osteopathie).

Der Erfolg seiner Methode war so groß, dass es schon bald nötig wurde, sie an Studenten weiterzugeben. Im Jahre 1894 kam es zur Gründung der ersten Hochschule für Osteopathie. Diese und viele Neugründungen bestehen noch heute, sodass die Osteopathie gegenwärtig  ein integrierter Bestandteil des US-amerikanischen Gesundheitssystems ist.

Durch zurückkehrende Immigranten kam die Osteopathie sehr bald nach Europa.

Arbeitsweise und Vorgehen in der Osteopathie

Die Grundlage der osteopathischen Arbeit ist, wie in der klassischen Medizin eine präzise Kenntnis von Anatomie und Physiologie. Man macht diese allerdings zur Basis einer genauen manuellen Untersuchung, aus der sich dann Diagnose und Therapie ergeben. Dabei wird der Organismus als Einheit begriffen, die man nicht in einzelne, voneinander unabhängige Teile zerlegen und behandeln kann.

Neuere Forschungen über die Komplexität der Regelkreise in ökologischen Systemen oder lebenden Organismen bestätigen diese Sichtweise.

Osteopathische Dysfunktion/Läsion

Die Grundlage der Arbeit mit den Patienten wurde der Begriff der „osteopathischen Dysfunktion“, das bedeutet eine ertastbare Einschränkung der Beweglichkeit der Gewebe des Körpers als Richtlinie für Diagnose und Therapie, im Gegensatz zur Symptombeschreibung und Behandlung in der „klassischen“ Medizin.

Am einfachsten ist diese wahrscheinlich im Bereich der Gelenke nachzuvollziehen, als sogenannte „blockierte“ Gelenke. In der Osteopathie wird dieser Begriff jedoch viel weiter ausgedehnt, z.B. auf innere Organe und deren freies Gleiten gegeneinander oder Spannungen von Blutgefäßen im Rahmen von Anpassungsreaktionen an Stress.

Auch die Verarbeitung emotionaler Traumen und deren Kompensation in komplexen Tonusveränderungen gehört in diesen Bereich. Ein Symptom entwickelt sich erst dann,  wenn der Organismus nicht mehr in der Lage ist, die Gesamtheit der bestehenden Dysfunktionen zu kompensieren.

Mit differenzierten Techniken wird die Beweglichkeit der betroffenen Strukturen gezielt verbessert und damit die Dysfunktion aufgelöst. Dadurch wird es dem Menschen möglich gemacht, sich selbst auf natürliche Art und Weise ins Gleichgewicht zu bringen und eine ökonomischere Funktionsweise zu finden. Der Osteopath „heilt“ also den Patienten nicht, sondern gibt nur eine Chance, besser und ohne funktionelle Einschränkungen zu leben – der Organismus als ökologisches System heilt sich selbst am besten und nachhaltigsten. Der Patient wird in der klassisch osteopathischen Behandlung also rein „handwerklich“ unterstützt, um den Griff zu Medikamenten oder Operationen zu vermeiden.

Die Behandlung in der Osteopathie

Die festgestellten osteopathischen Dysfunktionen werden manuell durch verschiedene Behandlungstechniken gelöst:

  1. Osteoartikuläre Techniken
    Sie wirken auf die Gelenke des Körpers und sind Grundlage der Arbeit im Bereich von Problemen und Schmerzen des Bewegungsapparates. Die eingeschränkten Bereiche werden gelöst durch:
    – sanfte Bewegungen (Manipulationen mit Impuls); sie dienen zur Lösung von Gelenken und zur Auslösung verschiedener Reflexe, z.B. für innere Organe. Charakteristisch ist das bei der Lösung der Blockierung auftretende Knacken.
    – Myotensive Techniken – sie stellen oft eine sanftere Alternative zu den Manipulationen dar.
  2. Viscerale Techniken
    Sie wirken auf den Bereich der inneren Organe, aber auch reflektorisch auf Bewegungsapparat und Atmung. (wichtig bei chronischen Erkrankungen und ständig wiederkehrenden Beschwerden im Bereich der Organe selbst und am Bewegungsapparat)
  3. Cranio-sakrale Techniken
    Sie arbeiten mit dem cranio-sakralen Rhythmus. Dies ist ein am ganzen Körper tastbarer Bewegungsrhythmus (wie Pulswelle oder Atmung), der allerdings sehr subtil ist. Das Ertasten dieser cranio-sakralen Beweglichkeit bedarf zwar einiger Übung, ist aber generell für jeden Interessierten zu erlernen.

Nach der Vorstellung der Techniken erscheint es wichtig darauf hinzuweisen, dass diese ihren Stellenwert nur im Rahmen des Gesamtkonzeptes der Osteopathie haben. So sind auch die drei beschriebenen Bereiche der Osteopathie Teile eines Ganzen, die nur zusammen eine vollständige Therapie ergeben. Osteopath und Patient arbeiten gemeinsam an den Hindernissen auf dem Wege zu Gesundheit und Wohlbefinden, um die Hemmnisse entweder zu beseitigen oder bewußt zu machen und so ein tiefergehendes Verstehen des Zusammenspieles des Gesamtorganismus (Körper & Psyche) zu erreichen.

Anwendungsgebiete für die Osteopathie

Der Osteopath behandelt keine Krankheiten, sondern Menschen unter Anerkennung ihrer individuellen Einzigartigkeit.

Diagnostische Methoden der Integrativen Medizin

  • Hörsturz, Schwindel, Tinnitus, Nebenhöhlenentzündungen, Nasenscheidewand-Asymmetrien, Mittelohrentzündung
  • Kiefergelenksprobleme, Zahnfehlstellungen (besonders bei Kindern), begleitend während und bei Problemen nach kieferorthopädischen Behandlungen, begleitend bei Kronen-, Brücken- und Zahnersatz-Behandlungen
  • im Zusammenhang mit logopädischen Behandlungen

Bereich Kinderheilkunde

  • angeborene und geburtstraumatische Probleme wie Schädel- und Gesichtsasymmetrien, Schiefhals, Klump- und Sichelfüße, Hüftdysplasien, Skoliosen
  • übermäßiges „Spucken“ und Dreimonatskoliken/Verdauungsstörungen
  • psychische „Problematiken“ wie Lern- und Konzentrationsstörungen, „MCD“

Geburtsvorbereitung und Wochenbett

  • Behandlung von Frauen vor und nach der Geburt

Probleme im internistischen Bereich

  • Verdauungsstörungen
  • Sodbrennen, Gastritis, Zwerchfellhernien…
  • Probleme nach Bauch- und Thoraxoperationen, Verwachsungen
  • manche Arten von Herzbeschwerden und Bluthochdruck

Probleme im internistischen Bereich

  • Verdauungsstörungen
  • Sodbrennen, Gastritis, Zwerchfellhernien…
  • Probleme nach Bauch- und Thoraxoperationen, Verwachsungen
  • manche Arten von Herzbeschwerden und Bluthochdruck

Urogenitaler Bereich

  • Inkontinenz- und Entleerungsstörungen, chronische Entzündungen, Senkungen
  • begleitend bei chronischen Nierenproblemen
  • Menstruationsbeschwerden

Allergien und Systemerkrankungen, Autoimmunerkrankungen bei Erwachsenen und Kindern

  • Heuschnupfen, Asthma bronchiale, chronische Bronchitis
  • Hauterkrankungen
  • entzündlicher Gelenkrheumatismus, M. Bechterew
  • Herpes Zoster

Wir wollen an dieser Stelle noch einmal darauf hinweisen, dass sich die Osteopathie auf die Befreiung der Selbstheilungskräfte stützt – bei sehr ernsten oder akuten Erkrankungen (Krebs, viele Infektionserkrankungen) oder z.B. den o.g. Systemerkrankungen kann eine effektive Unterstützung gegeben, bzw. begleitend behandelt werden. Die Osteopathie ist hier sicher nicht die erste Wahl, sondern eine sinnvolle Ergänzung zur „klassischen“ Medizin.